Auszugsweise Übersetzung aus Kapitel III von The Parental Alienation Syndrome. A Guide for Mental Health and Legal Professionals von Prof. Richard A. Gardner, M.D.

III. Das Elterliche Entfremdungssyndrom

Einleitung

Vor den frühen achtziger Jahren habe ich sicher Kinder gesehen die ich als gehirngewaschen durch einen Elternteil gegen den anderen betrachtet habe. Seit dieser Zeit aber, habe ich mit zunehmender Häufigkeit eine Störung beobachtet die ich vorher ganz selten sah. Diese Störung trat hauptsächlich in Kindern auf die in langen Sorgerechtsstreiten involviert waren. Sie ist jetzt so alltäglich, daß ich sie in 90 Prozent der Kinder sehe die in Sorgerechtsstreiten involviert sind. Wegen der zunehmenden Häufigkeit und der Tatsache, daß ein typisches Muster beobachtet wird- anders als einfache Gehirnwäsche- glaube ich, daß ein spezieller Begriff gerechtfertigt ist. Daher habe ich diese Störung das ,,Parental Alienation Syndrome" [Elterliches Entfremdungssyndrom, PAS] genannt.

Ich habe diesen Ausdruck eingeführt um auf eine Störung hinzuweisen in der Kinder mit der Herabwürdigung und Kritik eines Elternteils beschäftigt sind -einer Anschwärzung die unberechtigt und/oder übertrieben ist. Die Vorstellung, daß die Kinder lediglich gehirngewaschen sind, ist zu eng. Der Ausdruck Gehirnwäsche impliziert daß, ein Elternteil systematisch und bewußt ein Kind programmiert den anderen anzuschwärzen. Das Konzept Elterliches Entfremdungssyndrom schließt die Komponente der Gehirnwäsche ein, ist aber viel umfassender. Es enthält nicht nur bewußte sondern auch unterbewußte und unbewußte Faktoren im programmierenden Elternteil, die zu der Entfremdung des Kindes vom anderen Elternteil beitragen. Außerdem, und das ist extrem wichtig, enthält es Faktoren die innerhalb des Kindes auftreten-unabhängig von der elterlichen Beteiligung- die eine Rolle in der Entwicklung des Syndroms spielen. Zusätzlich können äußere Umstände beitragen, d.h. Faktoren die in der Familie oder Umgebung existieren die eine Rolle spielen können bei der Entstehung der Störung.

Es war überraschend für mich, daß in Berichten der juristischen als auch der psychologischen Literatur der Begriff Elterliches Entfremdungssyndrom (PAS) oft falsch interpretiert wird. Insbesondere gibt es viele welchen den Begriff synonym mit elterlicher Gehirnwäsche oder Programmierung benützen. Die das tun haben einen extrem wichtigen Punkt bezüglich der Ursache, Erscheinungsformen, und sogar der Behandlung von PAS, verfehlt. Die Störung bezieht sich auf eine Situation in welcher elterliche Programmierung mit den eigenen Szenarien des Kindes zur Verunglimpfung des angeblich gehaßten Elternteils kombiniert ist. Würden wir es nur mit elterlicher Indoktrination zu tun haben, wäre ich wahrscheinlich beim Ausdruck Gehirnwäsche oder Programmierung geblieben. Da die Störung die zuvor erwähnte Kombination involviert, habe ich entschieden, daß ein neuer Ausdruck welcher beide beitragenden Faktoren umfaßt, gerechtfertigt ist. Es war der Beitrag des Kindes, der mich zu meiner Theorie der Ursachen und Entwicklung dieser Störung führte. Außerdem ist das Verständnis des Beitrags durch das Kind von Wichtigkeit in der Implementierung der in diesem Buch beschriebenen therapeutischen Richtlinien.

Leider wird der Ausdruck PAS oft benützt um auf die Feindseligkeit gegenüber einem Elternteil hinzuweisen die ein Kind beherbergen kann welches tatsächlich von diesem mißhandelt wurde, besonders über einen längeren Zeitraum. Der Begriff wurde auf die Hauptkategorien der Mißhandlung durch Eltern, nämlich körperliche, sexuelle und emotionelle, angewandt. Diese Anwendung zeigt ein klares Mißverständnis. Der Begriff ist nur anwendbar wenn der Elternteil nicht annähernd ein Verhalten gezeigt hat welches die Kampagne der Herabwürdigung durch das Kind rechtfertigen würde. Im Gegenteil, typischerweise würde dieser Elternteil von den meisten Gutachtern als jemand betrachtet werden der ganz normale liebevolle Elternschaft ausgeübt hat, oder im schlimmsten Falle, darin minimale Mängel aufweist. Es ist die Übertreibung von geringfügigen Schwächen und Mängeln die das Kennzeichen von PAS sind. Wenn bona fide Mißhandlung existiert, dann ist die darauf reagierende Feindseligkeit des Kindes gerechtfertigt und das Konzept PAS ist nicht anwendbar. Vielleicht wurde dieser Punkt in früheren Veröffentlichungen [Gardner, 1985a, 1986a, 1987, 1989a]  nicht deutlich genug gemacht, obwohl er sicher stark impliziert war. In diesem Buch wird dieser wichtige Punkt deutlich ausgesprochen werden.
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Anmerkungen des Übersetzers:

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