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                                 Väter für Kinder e.V.
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Nummer 11/98
verantwortlich i. S. d. P.: Dr. A. Schneider / Vorsitzender


 

Erstmals PAS (Parental Alienation Syndrome) im Hörfunk

Am 30. Juni 1998 brachte der Bayerische Rundfunk in seinem zweiten Hörfunkprogramm in der Sendung "Zündfunk" aus Anlaß des Inkrafttretens des reformierten Kindschaftsrechts am 1. Juli 1998 einen Beitrag von Marc Schürmann über PAS. Darin kam zuerst ein Scheidungskind (Sabine) zu Wort. Der Sprecher führte anschließend ein Gespräch mit Peter Koeppel, dem Mitautor der ersten deutschen Fachveröffentlichung über PAS. Wir haben das folgende Transkript dieses Teils der Sendung angefertigt.

Sabine: Meine Eltern haben sich scheiden lassen, als ich 7 Jahre alt war. Es war für mich der Einschnitt in meinem Leben, daß mein Vater mit einem Mal nicht mehr da war. Meine Mutter hat unterbunden, daß wir uns sehen. Sie hat auch sehr schlecht über meinen Vater gesprochen und hat versucht, unsere Beziehung zu zerstören. Haupttenor war, daß ich mehr oder weniger schuld daran bin, daß sie diesen Mann überhaupt geheiratet hat, daß er für sie gestorben ist und nicht über ihn sprechen will.

Sprecher: Sabine glaubte ihrer Mutter nicht. Sie hielt Briefkontakt zu ihrem Vater, auch wenn die Mutter die Post kontrollierte. Aber erst als Sabine von zu Hause wegzog, traf sie sich wieder mit ihrem Vater, zum ersten Mal seit fast 15 Jahren. Inzwischen ist Sabines Verhältnis zu ihrem Vater freundschaftlich; sie sieht ihn regelmäßig. Ihre Mutter will davon nichts hören.

Peter Koeppel erlebt solche Geschichten oft. Der Münchner Anwalt hat zusammen mit einer Psychologin im Frühjahr erstmals in Deutschland über PAS geschrieben, das "Parental Alienation Syndrome". Sabine hat ihrer Mutter die Vorhaltungen gegen den Vater nie abgenommen. Trotzdem wurde ihr Vater zum unsichtbaren Fremden. Bei PAS-Kindern bricht der Kontakt nicht nur ab, die Kinder sprechen sogar selbst von Haß und wollen einen Elternteil nie mehr sehen. Peter Koeppel erklärt, wie PAS funktioniert.

Peter Koeppel: Parental Alienation Syndrome ist die Entfremdung der Kinder durch den betreuenden Elternteil gegenüber dem abwesenden Elternteil. Das kann unbewußt geschehen, aber auch sehr boshaft: Papa zahlt uns gar kein Geld, wir haben gar kein Geld....Der Papa hat mich immer geschlagen, deshalb darf der Papa jetzt nicht mehr kommen und darf dich auch nicht mehr sehen, sonst schlägt er dich auch.

Die Kinder merken die Entfremdung nicht. Irgendwann sind sie so geschädigt, daß sie sich voll mit dem betreuenden Elternteil identifizieren.

Sprecher: PAS gibt es bereits bei Kindern, die erst 1 Jahr alt sind. Die Folge: der völlige Kontaktabbruch über Jahre hinweg, oft über Jahrzehnte. Meistens ist der Vater der Verstoßene. In Amerika und England ist PAS längst bekannt. Inzwischen haben auch die deutschen Familiengerichte das Syndrom registriert. Im April erging in Niedersachsen das erste Urteil, das mit der Manipulation des Kindes argumentiert. Das Kind, 8 Jahre alt, hatte vor Gericht beteuert, es wolle den Vater nie wieder sehen. Trotzdem bekam der Vater das Recht, sein Kind sogar noch häufiger zu besuchen.

Mit dem neuen Kindschaftsrecht, das morgen in Kraft tritt, wird die gemeinsame Sorge der Eltern nach Trennung oder Scheidung zum Regelfall. Für eine Alleinsorge ist künftig ein triftig begründeter Antrag nötig. Außerdem sollen Kinder vermehrt vor den Gerichten angehört werden. Bloß sind Kinder keine glaubwürdigen Zeugen, wenn sie von PAS manipuliert worden sind, meint Peter Koeppel.

Peter Koeppel: Dann besteht die Gefahr, daß die Kinder vor den Anhörungen beeinflußt werden: Wenn du nicht sagst, daß du bei mir bleiben willst....Wenn du nicht sagst, daß du den anderen gar nicht besuchen willst, dann hab' ich dich nicht mehr lieb.

Deshalb ist die Forderung an die Familienrichter, aber auch an die Sachverständigen, an alle, die in den Verfahren beteiligt sind, PAS schnell zu erkennen, schnell zu handeln, die Kinder aus dem schädigenden Milieu herauszunehmen.

                                                                                                                                       Dr. A. Schneider
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